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Mitunter sah sie, wie sich zwischen dem kleinen weißen Gestein eine schimmernde Schlange durchwand. In ihren Anblick eine Zeitlang bewegunglos versunken, spuckte sie zuletzt aus: „So klein war sie und so schlimm! – ärger als ein Wolf!“

Zwischen dem Rung und der Magura war sie gleichsam zu Hause.

Hier hatte sie auch mit wem zu plauschen. Zwischen ihren Wänden in eben dieser Thalenge zerschlugen Zigeuner Steine. Mit ihren muskulösen Händen zerklopften sie das scharfe Gestein vom frühen Morgen bis zum Versinken der Sonne. Ein älterer Zigeuner, eine Zigeunerin und ihr Knabe. Gleichsam häuslich hatten sie sich hier niedergelassen. Unweit von ihnen brannte Feuer. An hellen Tagen verlor sich die rötliche Flamme im Sonnenlicht, und nur der bläuliche Rauch verriet, daß sie hier loderte, sich gierig in die Höhe reckend … Hier kochten sie ihr Mittagsmahl.

Wenn sie in den Wald ging oder mit dem Holze zurückkehrte, mußte sie an ihnen vorbeigehen. Sie setzte sich zu ihnen; und da sie gewöhnlich hier ihre Pfeife anzündete, wobei sie öfters mit ihnen ihren

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/104&oldid=- (Version vom 13.9.2022)