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Tabak teilte, so gingen auch die Gespräche sehr lebhaft vor sich. Die Zigeuner kannten die kleinsten Begebenheiten aus ihrem Leben und sie hinwieder aus dem ihrigen. Jahraus, jahrein zerschlugen sie hier Steine, lebten fast ganz von dieser Arbeit, und sie ging zu jeder Jahreszeit zwischen den Rung und die Magura.

„Ihr wandert schon wieder in den Wald?“ rief mitunter der schwarze Zigeuner, sie mit seinen Augen unter dem Hute her anblitzend. „Wen sucht ihr denn?“

Und sie lachte: „Gold,“ sagte sie.

„Gold? Nicht einen ‚Goldenen‘?“

„Ja, ja, auch einen Goldenen! – ich hätte es fast vergessen!“ Und dabei lachte sie noch mehr.

„Ei, schaut nur her!“ sprach er, „unsere Huzulin wird uns noch verrückt“, und ausspuckend fluchte er mit verhaltenem Lachen der Frauennatur, daß die „Ruhe von ihr wie vom Teufel fliehe“.

„Schweige!“ ließ sich seine Frau vernehmen, ein schwarzes Weib, abschreckend wie eine Hexe, mit wirrem Haare, feurigen Augen und mit auf der Brust offenem Hemde. „Bald wird sie krumm von

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 63. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/105&oldid=- (Version vom 13.9.2022)