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dem Golde, das sie fast täglich schleppt, um etwas im Ofen brennen zu haben!“

„Dann mag sie sich den ‚Goldenen‘ holen und er wird für sie alle Lasten schleppen! Wäre es nicht besser, Paraska?“

„Die Füße mög’ er sich brechen, bevor er in mein Haus kommt!“ fluchte nun auch Paraska zum Scheine, setzte sich aber schon zur Zigeunerfamilie.

„So? Und noch gestern sagtet ihr, daß, wenn sich ein braver Mensch träfe, ihr ihn gleich zu euch ins Haus nehmen würdet!“

„Und wenn ich’s gesagt habe? Hab’ ich’s gesagt, so hab’ ich nicht gelogen!“ wehrte sie sich.

„Und wie sollte er sein? Vielleicht so wie ich?“ scherzte der Zigeuner fröhlich.

„Ach, so geht doch! … häßlicher Zigeuner!“ rief sie und spuckte aus.

Die Zigeuner brachen in Gelächter aus.

„Also wie sollte er sein, Parasotschka?“

„So laßt mich doch in Ruhe; bin ich denn eine Sudjilnetza?![1] Er mag sein, wie er ist; ich habe

  1. Sudjilnetza bedeutet im Kleinrussischen „Schicksalsengel“. Der Meinung des kleinrussischen Volkes nach bestimmen gute
Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 64. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/106&oldid=- (Version vom 13.9.2022)