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darüber nicht zu entscheiden. Seid so gut und haltet den Mund!“

Und ihre Pfeife anzündend, lehnt sie sich kokett an das gesammelte Holz und, sich dem Genuß des Tabaks hingebend, erwartet sie die Zigeunerscherze.

Sie war Witwe und zählte über vierzig Jahre.

Brünett und fast noch schön, war sie schlank und fein gebaut. Lebhaft, graziös, schien sie um vieles jünger, und in ihren kleinen Händen stak Manneskraft.

„Jetzt stirbt sie schon langsam ab“ – erzählte sie einmal – „aber als ich jünger war! Manchmal hob ich einen Sack mit Kukurutz auf, schleuderte ihn aufs Pferd, daß sich sein Rückgrat einbog! … oder ich sammelte Holz, lud es auf mich, und nicht daß ich damit nach Hause ging – ich lief damit nach Hause! – Hier warf ich es zur Erde, daß die Hütte erdröhnte, und hatte während vier Wochen zu brennen. Die Leute wunderten sich, aber ich lachte.

Glaubt ihr das nicht? – Oder was legt’ ich für Heuschober zusammen! Aj, aj!“

    und böse Engel in Gestalt der Vögel während der Geburt des Menschen sein Schicksal.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 65. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/107&oldid=- (Version vom 13.9.2022)