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So schwelgte sie in eigenen Erinnerungen, und ihre ungewöhnlich lebhaften und klugen Augen leuchteten von innerem Feuer, während ihr Antlitz selber fast jung war.

„Ja, aber jetzt … jetzt werde ich immer schwächer und schwächer und alles nimmt ein Ende!“

Sie sagte es nicht traurig. Nicht im mitleiderregenden, weinerlichen Tone, sondern ernst, gedankenvoll. Es gab einen Anfang und muß demnach auch ein Ende geben; und jeden Schmerz mögen die Winde zertragen!

„Bei wem legtet ihr denn Heuschober zusammen?“ fragte der Zigeuner.

„Bei dem, der mich dazu gemietet. Beim gottseligen Herrn Kuba; beim Vater des jetzigen jungen Gutsherrn, der da über dem Flusse den kahlen Berg hat. Kennt ihr ihn nicht?“

„Doch. Er ist ein Rumäne. Er ist derjenige, der den Leuten Bier gezahlt, als er gewollt, daß man ihn zum Bürgermeister wähle; und der ihnen damals auch gesagt, daß er ihr Bruder sei …“

„Bruder?“ fragte sie und kniff die Augen zusammen.

„Und weshalb ist er jetzt kein Bruder, da

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 66. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/108&oldid=- (Version vom 13.9.2022)