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ein anderer gewählt wurde? Jetzt nennt er die Bauern ‚Schlangen‘! Aj, er ist ein häßlicher Mensch; nicht so wie sein Vater. Er geriet seiner Mutter nach – ja, er sagt es auch, daß er ein Rumäne ist. Sie ist aus der Moldau … sein Vater sprach mit uns kleinrussisch. Aj, wie gut war es doch, als sein Vater noch lebte und das Vermögen besaß! … Bei ihm legte ich im Gebirge Heuschober zusammen!“

Und nach einer Weile lebhaften Sinnens sprach sie:

„Bei anderen Schobern arbeiteten zwei Menschen, bei dem meinigen war nur ich allein. Glaubt ihr es oder nicht? Ich trug selber das Heu zusammen, trat es selber fest, baute die Schober breit und prächtig wie Häuser. Herr Kuba trat von der Seite heran, blieb stehen und sah zu. Beinahe eine Stunde schaute er zu. Wenn er sah, daß ich ganz müde ward, trat er zu mir heran und reichte seinen Tabak: ‚Stopfe dir deine Pfeife, Paraska … du bist meine beste Arbeiterin!‘“

„Und ihr, Paraska?“

„Ich setzte mich unter den Heuschober, lachte und rauchte.“

„Paraska, Paraska!“ drohte der Zigeuner verschmitzt.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 67. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/109&oldid=- (Version vom 13.9.2022)