Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/111

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

reden. Zu den Nachbarn ging sie höchst selten, und wenn sie es that, so schaute sie den Platz, auf den sie sich zu setzen hatte, gut an oder z. B. den Bissen, der ihr gastfreundlich gereicht wurde.

„Paraska ist gar delikat,“ sprachen gleichsam verletzt die Rumänen-Nachbarn.

„Sie schaut sich im Hause um wie eine große Frau; besser thäte sie daran, sich bei sich umzusehen; da fände sie eher etwas, als bei uns.“

Allein, ihr war das gleichgültig. Sie ekelte sich - wenngleich es in den Hütten der Rumänen sehr rein war – und es war ihr gleich, ob sie damit jemanden verletzte oder nicht.

Schickte man sich an, sie mit etwas zu bewirten - stand sie auch schon auf der Schwelle.

„Ich vergaß, die Hühner in den Hof hereinzutreiben; es können mir noch welche verloren gehen!“ redete sie sich aus und eilte nach Hause.

„Wenn ihr ein Kindchen hättet, wär’ es bei euch fröhlicher!“ sagte ihr einmal eine Nachbarin.

„Vielleicht wäre es fröhlicher!“ antwortete sie, „allein, wenn’s ein häßliches Kind wäre … aj du lieber Gott! Nein, häßliche und schmutzige kann ich nun einmal nicht ansehen! …“

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/111&oldid=- (Version vom 13.9.2022)