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„Wer ist dort?“ fragte sie mit gerader, mutiger Stimme und öffnete die Thüre nicht, bis sie nicht genau erfahren, wer gekommen und was er nötig hatte.

Gedanken sind bei ihr – Träume.

Alles, was sie ausdachte, erklärte sie auf die Art: „Das sagte mir Gott im Traume.“

Sie hatte auch eine Schwester.

Diese war älter, sie hieß Thekla, war ebenso schön und wie sie auch eine kinderlose Witwe – allein, sie vertrugen sich nicht. Auch wohnten sie nicht zusammen. Seit der Zeit, da Thekla sich bemüht hatte, von ihr den Sohn der alten Malwine abwendig zu machen, verlor sie das Herz für sie.

Übrigens war jene …

Scherzte einmal ein Mann mit ihr oder ein Bursche – flugs griff sie auch schon in seinen Gürtel und suchte nach Geld und Tabak … die Schamlose!

Wie oft gab der Herr Kuba ihr Tabak … ach du lieber Gott! – wohin wäre sie geraten, wenn sie gewollt hätte! Allein, sie hatte ein „Gesicht“ – war schamhaft …

In ihrem Hause sah es unordentlich und armselig aus.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 71. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/113&oldid=- (Version vom 13.9.2022)