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„So? Dann komme ich und bringe euch ein Päckchen, und ihr bereitet mir einen großen Strauß von euren duftenden Blumen und Kräutern vor; es muß ja bei euch alles in schönster Blüte sein!“

„Und wie!“ prahlte sie. „Die Köpfchen bei meinen Blumen sind so groß und offen, daß … o du lieber Gott!“

Den anderen Tag nachmittags kehrte die Frau von einem Spaziergange heim und trat bei ihr ein.

Sie traf sie beim Nähen.

Eine Zeitlang hörte sie ihrem Plaudern zu und dann fragte sie sie: „Weshalb sehe ich niemals bei euch buntgestickte Hemden, Paraska? Die Huzulinnen tragen doch immer gestickte Wäsche?“

Sie ward ein wenig verlegen.

„S’ ist ja da … “ antwortete sie mit einem um sich suchenden Blicke, aus dem sofort zu ersehen war, daß es nicht da war; später fügte sie hinzu: „Jetzt hab’ ich euch erst recht angelogen: ich hab’ gar keine gestickten Hemden! Ich sticke nicht gerne. Auch als Mädchen that ich es nicht. Ich wusch die Wäsche schön rein, daß sie wie der Schnee rein blinkte – und trug sie so. Frauenarbeiten verrichtete ich nicht

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 74. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/116&oldid=- (Version vom 13.9.2022)