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gerne, und – ich sag’s aufrichtig – ich thue es auch jetzt nicht gerne. Glaubt ihr’s oder nicht?“

Das Aussehen ihrer Hütte bestätigte die Wahrheit ihrer Worte.

„Was arbeitet ihr mit Lust?“ fragte die Frau.

„Was? Männerarbeit. Benötigt jemand einen Rechen – ich mache ihn. Braucht man Holz – ich hacke es. Muß mit den Pferden zum Schmied gegangen werden – geh’ ich. Fällt irgend ein Faß auseinander – schlag’ ich es zusammen. Wie oft fing ich die Pferde des Herrn Kuba droben im Gebirge auf den Weiden ein. Aj, aj!“ Dann lachte sie lustig auf.

„Weshalb lacht ihr?“

„Weil ich mich erinnerte, wie es manchmal zugegangen war. Ich trieb Komödie!“ Ihre Augen leuchteten auf, änderten sich; sie verjüngte sich förmlich oder besser gesagt: sie hörte nicht auf, jung zu sein.

„Die Köpfe habt ihr den Burschen verdreht – nicht wahr?“

Ihre Mundwinkel zuckten mutwillig.

„Nun ja … sie wurden verrückt“, antwortete sie, und mit diesen Worten berichtete sie einen Teil ihrer Geschichte.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/117&oldid=- (Version vom 13.9.2022)