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jetzt … wenn zum Beispiel jemand käme … nun, es sollt’s einer mit mir versuchen!“

Sie hob mit einer raschen Bewegung die kleine, zusammengeballte Faust in die Höhe und machte eine drohende Geberde.

„Ei, wer doch vor eurer Faust Furcht empfände!“ warf die Frau ein.

„Das ist mir einerlei; ich empfinde vor niemandem Angst. Meine Faust kannten in der Jugend alle gut; und auch damals, beim Gawrissan. Niemand vermochte sie mir zu öffnen. Auch zu zwei Menschen versuchten sie es und konnten es nicht. Kein Bursche, kein Mann – ich wettete darauf stets um meine Ringe.

Ein junger Schafhirt, ein Rumäne, der gleich mir beim Gawrissan bedienstet war – ein schöner, kräftiger Bursche, verlegte sich darauf, meine Faust um den Ring zu öffnen. – Er war schier toll nach mir!“ fügte sie mit gesenkter Stimme hinzu, während ein mutwilliges Lächeln um ihre Lippen aufleuchtete, und sie spie von sich.

„Du wirst meine Faust erst dann öffnen, wenn die Henne krähen wird!“ sagt’ ich zu ihm. Und er

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 85. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/127&oldid=- (Version vom 13.9.2022)