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sondern versetzte ihm einen Schlag ins Gesicht, nach welchem ich mich nicht mehr fürchtete.

‚Siehst du meine Faust? Siehst du sie?‘ brüllte ich. ‚Und meine Zähne, siehst du die auch? Zerfleischen werde ich dich – in Stücke reißen wie eine Hündin, zerfetzen … du, du, du!‘ Dabei trat ich ganz dicht an ihn, sah ihn an und verging fast vor Zorn!

Er stand blaß wie der Tod, ohne Hut – der war ihm vom Kopfe geflogen – und schwieg.

„Räuber!‘ sagt’ ich zu ihm, mit beiden Fäusten drohend, ‚glaubst du, mein Stamm sei der letzte? Schmach über dich!‘ Dann spuckte ich zornig durch die Zähne und ging fort.

Daraufhin hob er den Hut auf und kehrte auf seinen Berg zurück.

Ich war schon weit … weit auf dem Rücken des anderen Berges, als er auf der Schalmei[1] zu blasen begann. Er blies damals sehr traurig und späterhin – als er mit dem Gawrissan zusammengetroffen – erzählte er ihm, daß er geweint habe …

So waren diese meine Fäuste.“

  1. Schalmei oder Alpenhorn, ein drei bis vier Meter langes Rohr aus Fichtenbrettchen, mit Birkenrinde überzogen.
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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/131&oldid=- (Version vom 13.9.2022)