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„Erzählt doch.“

„‘s ist nicht gut anzuhören.“

Und dann erzählte sie es. Aus ihren jetzigen knappen Sätzen ergab es sich, daß sie mit diesem ‚Sohn der alten Malwine‘ gelebt und ihn geliebt habe, wenngleich das Wort ‚Liebe‘ nicht über ihre Lippen kam.

Ihre Schwester Thekla wollte den schönen jungen Rumänen (weiß Gott, wozu sie sich hier unter die Kleinrussen gemengt!) für sich gewinnen und verschwärzte sie vor ihm mit allerlei Verdächtigungen. Sie bestrebte sich, ihm zu gefallen, indem sie ihn so oft wie möglich ins Wirtshaus lud, ihm Branntwein kaufte, Geld schenkte, im geheimen seine Wäsche zum Waschen nahm und ihn manchmal sogar zur Nacht nicht nach Hause ließ.

Es kam schließlich dazu, daß sich beide besprachen, Paraska ums Leben zu bringen, um sich dann hier auf ihrem Hab und Gut breit zu machen! Er war ein armer Taglöhner, und sie besaß auch kein eigenes Haus. Sie mietete eine kleine Hütte, lebte wie er von ihrer Hände Arbeit, und was sie verdiente, ging auch bald wieder in alle Winde. Er also, der alten

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 106. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/150&oldid=- (Version vom 13.9.2022)