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kantig, und hinderten im Gehen; das Wasser war reißend, stellenweise vor Bosheit schäumend; seine Kälte drang bis an das Mark und brach die Füße! Trat sie jedoch aus demselben auf den Rand des Waldes, um ein paar Schritte im Trockenen zu thun und um sich zu erwärmen, mußte sie auch gleich wieder hinein: Am Waldesrande war die Erde durchfeuchtet, und es wuchs daselbst so viel Gestrüpp, daß es auch den menschlichen Verstand überwucherte. Dabei war es so hoch und üppig, so dicht und kräftig, und sie war barfuß! …

Da lag zum Beispiel ein Baum – dick wie die Hälfte ihrer Hütte, gestürzt durch weiß Gott wessen Hand. Sie wollte über ihn schreiten, er gab unter ihren Füßen nach, und unter dumpfem Krachen fiel sie in ihn bis zur Brust hinein! Er war morsch! Er war uralt, hatte seine Zeit ausgelebt, fiel zur Erde und moderte langsam unberührt im Staube, unberührt auch von den Strahlen der Sonne!

Hei, hei, was war das für ein Weg! Und diesen Weg ging sie – sie mag es gar nicht sagen, wie lange!

Sie trat aus diesem Walde wie aus einer kalten

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/153&oldid=- (Version vom 13.9.2022)