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mit verworrenem Haare … häßlich, häßlich, und schlief. Unweit von ihr, beim Ofen … saß er und nähte etwas …

Sie begann plötzlich zu zittern. Die Füße schwankten unter ihr, und aus ihrem Herzen stieg ihr etwas Schreckliches geradeaus in den Kopf. Es überkam sie die Lust, das Haus anzuzünden oder irgend etwas anzustellen, um ihn und sie aus der Welt zu schaffen … aber dann schwand diese Lust, wie von jemandes Hand abgewendet; sie fühlte keinen Schmerz und kein Weh mehr. Ihr ward alles gleichgültig. Sie war nur ermattet, entkräftet, sie fühlte Schmerz im ganzen Körper, und in den Füßen stach es wie Schlangenbisse – sie brach fast zusammen.

Im Kopfe sauste es ihr … das böse Waldrauschen hatte sich in ihrem Kopfe verfangen, und dazwischen summte es wie Bienenstimmen. Dann schleppte sie sich in den kleinen Schuppen, der, an das Haus angebaut, von einem alten Weichselbaum beschattet war, warf die Pelze von sich ab … warf sich auf dieselben, bekreuzte sich – und schlief ein. Als sie am nächsten Morgen erwacht und aufgestanden war, fand sie das Haus leer. Weder er noch sie war anwesend.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/166&oldid=- (Version vom 13.9.2022)