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keine anderen Menschen auf der Welt? Ich kann mein Leben auch allein leben, und wenn ich das nicht will, so habe ich keine Furcht, daß ich nicht jemanden finde. Ich finde schon, wen ich will.

Er scherte sich dann fort. Er begegnet mir manchmal, bald da, bald dort, traktiert mich mit Tabak und sagt mir jedesmal: Liebes Frauchen – sagt er mir – mir thut das Herz um euch sehr weh!

Und ich antworte ihm: Guter Meister – euch thut das Herz um mich weh – mir aber thut das Herz um euch nicht weh!

Und so ist es. Jetzt bin ich wieder allein. Ich lebe, wie es sich trifft. Einmal gut, das andere Mal schlecht; wie es schon die Zeit mit sich bringt. Etwas Ausgewähltes giebt es nicht. Und wie es auch sein mag – aber Glück hab’ ich immer. Auch Tabak habe ich immer. Mag es ein, zwei Kreuzer sein – aber ich habe sie.“

„Das ist mir aber auch ein großes Glück!“ warf die Frau mit unverhohlenem Spotte in der Stimme ein.

Doch jene sah die Sprechende mit ihren klugen Augen an.

Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 130. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/176&oldid=- (Version vom 13.9.2022)