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„Was für eines einem eben zufällt!“ sagte sie. „Trauern? Ich traure nicht, weil Gott mir um nichts zu trauern gegeben; ich würde das auch gar nicht treffen. Ich thue, was mir einfällt. Essen habe ich, froh bin ich auch – gut ist mir … und vielleicht wird’s auch noch einmal besser! Ein altes, altes Väterchen … ein schneeweißer Mann, sagte mir, daß ich ein großes Glück bei mir habe. Noch als Jurij lebte!

Eines Tages sammelten wir Weichseln.

An einem Samstag. Ich war oben auf dem Baume und Jurij auf der Erde. Er sammelte, was zur Erde fiel. Da kam ein altes Väterchen und bat um eine milde Gabe. ‚Trage ihm eine Schüssel voll Mehl heraus!‘ gebot Jurij. Ich war mit einem Satze unten und trug ihm das Mehl heraus.

‚Nun,‘ sprach er, ‚wenn du schon so barmherzig bist, daß du es mir schenkst – so trage es auch nach meinem Hause. Mein Haus liegt nicht weit von hier. Dafür will ich dir aus meinem Schicksalsbuche dein Schicksal herauslesen!‘

Ich trug ihm die Gabe in seine Hütte, und er zog aus einer Kiste ein dickes Buch und las mir

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Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/177&oldid=- (Version vom 13.9.2022)