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daraus. Las alles heraus, was bis dazumal war und was noch zu sein hatte. Er las heraus, daß ich nicht von hier sei, daß Jurij mir zum Manne bestimmt, daß ich ein Unglück mit meinem Fuße haben würde und noch vieles, vieles andere. ‚Du hast ein solches Glück‘ – sagte er – ‚welches dich nie verlassen kann; und so steht es dir bis an deinen Tod bevor: Glück, Heiterkeit, Freude. Die Trauer fehlt in deinem Leben. Lebe dein Leben gesund bis an die letzte Stunde.‘

Darum sag’ ich, daß ich Glück habe!“

Nach leichtem Sinnen sprach sie: „Wenn ich auf einen Menschen treffe, der gut sein wird und dem ich mein Haus hinterlassen kann, wenn mich der Tod holt … so werde ich ihn zu mir nehmen. Und wenn sich kein solcher trifft, bleibt es, wie es ist.“

„Nehmt eure Schwester zu euch.“

„Meine Schwester? Aj Gott! Da würde ich erst recht ohne Licht sterben. Nein; zu ihr zieht es mich nicht hin. Ich werde allein bleiben. Das Sonnenlicht wird mein Haus nicht meiden!“

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Empfohlene Zitierweise:
Olga Kobylanska: Kleinrussische Novellen. J. C. C. Bruns’ Verlag, Minden i. Westf. [1901], Seite 132. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:KobyljanskaKleinrussischeNovellen.pdf/178&oldid=- (Version vom 13.9.2022)