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Daraus folgt, dass in 300 Jahren ein ganzer Tag verloren geht. Ebenso führte er auch die Ableitung von der Frühlingsnachtgleiche aus. Er gedenkt nämlich einer Notiz des Hipparch vom Jahre 178 Alexander’s den 27sten Mechir, des sechsten ägyptischen Monats, beim Aufgange der Sonne. Er selbst findet dieselbe im Jahre 463 am 7ten Pachon, des neunten ägyptischen Monats, 1 Uhr Mittags und etwas darüber; also dass in 285 Jahren ebenfalls 1 Tag weniger 1/20 Tag fehle. [1] Auf Grund dieser Thatsachen bestimmte Ptolemäus das tropische Jahr zu 365d 14 sechzigstel und 48 dreitausendsechshundertstel[2]. Hierauf hat Albategnius[3] in Rakka[4] in Syrien mit nicht geringerer Sorgfalt im Jahre 1206 nach dem Tode Alexanders die Herbstnachtgleiche beobachtet und gefunden, dass dieselbe in der auf den 7ten Pachon folgenden Nacht 72/5 Uhr, d. i. 43/5 Stunden vor Anbruch des 8ten Tages stattgefunden hat. Um diese seine Beobachtung mit derjenigen des Ptolemäus im 3ten Jahre des Antoninus, eine Stunde nach Sonnenaufgang zu Alexandria, welche Stadt 10° westlich von Rakka liegt[5], angestellten zu vergleichen; reducirte er die letztere auf seinen Meridian von Rakka, für welchen dieselbe 1⅔ Stunden nach Sonnenaufgang stattgefunden haben musste. Folglich waren in einem Zeitraume von 743 ägyptischen Jahren 178 Tage und 173/5 Stunden überschüssig[6]; während die Vierteltage sich zu 185¾ Tagen ansammeln. Da also 7 Tage und 2/5 Stunden fehlen: so scheint an dem ¼ noch 1/106 zu fehlen[7]. Er dividirte also die 7 Tage und 2/5 Stunden mit der Anzahl der Jahre 743, erhielt 13m und 36s und zog diese von ¼ Tag ab. Danach gab er an, dass das natürliche Jahr 365d 5h 46m 24s enthalte[6]. Auch wir haben die Herbstnachtgleiche in Frauenburg beobachtet, und zwar im Jahre 1515 nach Christi Geburt am 14. September, das war nach Alexanders Tode im 1840sten ägyptischen Jahre am 6ten Phaophi, eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang [8]. Weil aber Rakka ungefähr 25°[9] östlich von unserer Gegend liegt, was 2h weniger ⅓h ausmacht: so lagen zwischen unserer und des Albategnius Nachtgleiche 633 ägyptische Jahre und 153dh anstatt 158d 6h [10]. Von jener alexandrinischen Beobachtung des Ptolemäus aber bis auf den Ort und die Zeit unserer Beobachtung sind es 1376 ägyptische Jahre 332d und ½h, denn wir stehen von Alexandria ungefähr eine Stunde[11] ab. Es fielen also seit Albategnius bis auf uns, in 633 Jahren, 5 Tage weniger 1¼ Stunde weg, also in 128 Jahren ein Tag; von Ptolemäus aber, in 1376 Jahren, ungefähr 12 Tage, also in 115 Jahren ein Tag; das Jahr hat sich also in beiden Zeiträumen ungleich ergeben. Wir haben auch die Frühlingsnachtgleiche beobachtet, welche im folgenden Jahre 1516 nach Christi Geburt 4⅓ Stunden nach Mitternacht auf den 11ten März eintrat, und es beträgt der Zeitunterschied von jener Frühlingsnachtgleiche des Ptolemäus, wenn man dieselbe vom Meridiane Alexandria’s auf den unsrigen reducirt. 1376 ägyptische Jahre 332d 16⅓h, wobei sich zugleich ergiebt, dass auch die Abstände der Frühlings- und Herbst-Nachtgleichen ungleich sind. Es ist aber gar viel daran gelegen, dass das auf diese Weise erhaltene Sonnenjahr

Anmerkungen [des Übersetzers]

  1. [28] 159)
    Hipparch beobachtete ♈︎ zu Alexandria 178 nach Alexanders Tode beim Aufgange der Sonne am 27 Mechir, es waren also verflossen 177a 175d 18h
    Ptolemäus beobachtete ♈︎ zu Alexandria 463 nach Alexanders Tode 1h Nachmittags am 7 Pachon, es waren also verflossen 462a 246d 01h 12m
    Differenz 285a 070d 07h 12m
    071 06
    Differenz 22h 48m
  2. [29] 160) Tage durch 285 dividirt, giebt , dies von 1/4 abgezogen, giebt , und das ist Tage.
  3. [29] 161) Albategnius de scientia stellarum. Nürnberg 1537. Cap. XXVII. fol. 27.
  4. [29] 162) In C. Ritters Erdkunde Theil X. 1843. pagg, 1116 bis 1143 und sonst, finden sich folgende hierher gehörende Notizen: Rakka, Sitz des berühmten sabischen Astronomen Al Batheni, Albategnius (confr. J. Golius ad Alferg. p. 252, und J. Rennell Comparat. geogr. I. p. 34.), welcher dort im Jahre 912 n. Chr. — ⌈sic! Dies ist aber ein Irrthum, denn Albategnius giebt selbst als Data seiner Beobachtungen an: in dem in Anm. 161) angeführten Werke Cap. XXVII und XXVIII. fol. 27 & 29. : 1194 Adhilcarnain i. e. 883 p. Chr. und Cap. XXX und LI. fol. 36 & 79. : 1191 ad Hilcarnain i. e. 879 p. Chr.⌋ — seine astronomischen Bestimmungen machte. Er giebt die Breite in den Tafeln auf 36° oder 36° 1′ nördlich nach Ibn Xathir, 36° 3′ nach Ibn Junis an. Die Längenangabe wurde in seinen Handschriften unter der corrumpirten Benennung Aracta, statt Arraca, verderbt eingetragen. Rennell giebt an 36° 1′ nördl. Br. 39° 3′ 30″ östl. L. von Greenwich. Chesney beobachtete im Palaste Harun al Raschid’s an der Ostecke der Stadt, und fand 35° 55′ 35‴ nördl. Br. 39° 3′ 58″,5 östl. L. v. Greenwich. Dagegen die östliche Mündung des benachbart in den Euphrat einfliessenden El-Belik-Flusses zu Aran (Aram) 35° 53′ 22″ nördl. Br. 39° 7′ 40″,5 östl. L. v. Greenwich. Die Stadt ist von Alexander d. G. am Euphrat erbaut, und Νιϰηφόριον (Nicephorium) genannt. (Vergl. Isidor. Charac. ed. E. Müller. Paris. 8. 1839 im Supplém. aux dernieres edit. des pet. geogr. p. 248. — Strabo XVI. 747. — Plin. H. N. V. 21 & VI. 30). Der parthische Name ist Philiscum. (Vergl. Mannert, Geogr. d. Gr. u. R. VI. 1. p. 527. — Plin. H. N. V. 21). Im 4ten Jahrhundert heisst es Καλλίνιϰον (Callinicum), weil der Sophist Callinicus Sutorius, welcher nach Suidas unter dem Kaiser Gallienus (261 — 268 n. Chr.) lebte, und eine Geschichte Alexanders d. Gr. schrieb, dort ermordet wurde, (Mannert a. a. O. V. 2. p. 286.); auch verstümmelt Kalonicus, „quae eadem“ Al-Racca (Greg. Abul-Pharag. Hist. dyn. p. 65.), auch Ballonicus, Calonica, Anikos, auch Clunicojo (Ritter X. p. 1127). Im 5ten Jahrhundert heisst es Leontopolis, nach dem Kaiser Leo II, Thrax, der ihr im Jahre 466 n. Chr. neue Mauern gab. Die Stadt lag in Osrhoene. Seit dem 7. Jahrhundert ist der arabische Name Racca (Bewässerung) beibehalten. Bei Ibn Sayd findet sich noch der Beiname ol Beidoa (die weisse). Das Ar vor Racca bedeutet Stadt. Die Stadt Batne, Batna, Batana, Bataneae der Syrer, die spätere Sarug der Araber, war die Heimath des grossen, sabischen Astronomen Al Batheni, Aractensis, der als Muhamedes bald Albatani, bald Albettanius von Bettan oder Bittan, von seiner Geburtsstadt Batna, bald Alcharani genannt, von der Stadt Charrae (Carrhae, Haran) seinen Namen erhalten haben soll.
  5. [29] 163)
    Racca liegt 39° 03′ 30″ östl. v. Gr.
    Alexandria 29° 53′ 27″
    Längendifferenz 11′ 03″,

    wofür im Text 10° gesetzt ist. Die Längendifferenz ist gleichwerthig mit 36m 40s,2 Sternzeit oder 36m 34s, 19 mittl. Zeit.

  6. a b [29] 164) Nach den Angaben des Copernicus gestaltet sich die Rechnung so:
    Ptolemäus beobachtete ♎︎ zu Alexandria 463 n. Alex. Tode, 1h nach Aufgang der Sonne, den 9ten Athyr, es waren also verflossen 0462a 067d 19h 12m
    Die Differenz der mittleren Zeit von Alexandria und Rakka ist 40m
    zusammen 0462a 067d 19h 52m
    Albategnius beobachtete ♎︎ zu Rakka 1206 n. Alex. Tode 72/5h nach Sonnenuntergang am 7ten Pachon, es waren also verflossen 1205a 246d 13h 24m
    Differenz 0743a 178d 17h 32m
    743/4 = 0185d 018h
    Differenz 007d 00h 28m

    wofür im Text 7d 0h 24m gesagt ist. Vertheilt man diese 7d 0h 28m auf 743 Jahre, so kommen auf jedes Jahr 13m 36s,25841, diese Zeit fehlt also an dem 1/4 Tag oder an 6h, danach ist die Jahresdauer 365d 5h 46m 23s,74159, wofür im Text 365d 5h 46m 24s.

    Nach den neueren Ermittlungen der geogr. Längendifferenz zwischen Rakka und Alexandria, wie sie in Anm. 162) angegeben sind, ergiebt sich auf demselben Wege:

    365d 5h 46m 24s,0186.
  7. [30] 165) 7d 2/5h sind 71/60d, nun verhält sich , woraus sich berechnet , und hierfür steht im Text 106.
  8. [30] 166) Der Termin des Todes Alexanders ist 324 v. Chr. den 12ten November, alexandriner Mittag, das sind also
    0323a 050d v. Chr. Die Beobachtung des Copernicus war
    1514a 256d n. Chr.
    zusammen 1837a 306d dazu kommen noch die Schalttage von 1837 Jahren
    459
    zusammen 1839a 035d nach Alex. Tode, d. i. aber im Jahre 1840 den 6 Phaophi.
  9. [30] 167)
    Rakka liegt 39° 03′ 30″ östl. v. Greenwich, Rennell
    Frauenburg 19° 40′ 07″,5 Textor in Zach’s monatl. Corr. 1798 & 1799
    Differenz 19° 23′ 22″,5 statt dessen steht im Text 25°.
    Diese Längendifferenz giebt in Zeit ausgedrückt 1h 16m 13s,5 Sternzeit
    oder 1h 16m 01s,01234 mittlere Zeit.
  10. [30] 168) Diese Berechnung beruht auf dem Verfahren der Anm. 164).
  11. [30] 169)
    Alexandria liegt 29° 33′ 27″ östl. v. Gr.
    Frauenburg 19° 40′ 07″,5
    Differenz 10° 13′ 19″,5 = 40m 53s,3 Sternzeit
    40m 46s,6 mittlere Zeit, wofür im Texte eine Stunde steht.