Wer den Spott kennt, den man zu Zeiten eines Erasmus und Huttens auf die Kutten gelegt hat, der wird vorzüglich den Zweck des besagten Scapulir-Ablasses von selbst erkennen. Durch diesen sollte die groteske Kleidung, der in braun, – weiß, – schwarz, – weiß und schwarz, mit und ohne Capuzen eingehüllten Mönche gegen den Hohn der Spötter gerettet werden; deßwegen ersann man von Seiten der Mönche das Mährchen, und machte es den armen Laien glaublich, daß die Mönchskutte von der Mutter Gottes selbst den Karmeliter-Mönchen als eine heilige Liverey in einer Erscheinung gegeben und anempfohlen worden sey.[1]
Bey diesen und andern Ablaß-Tagen, davon die meisten in den Klosterkirchen gewonnen werden können, zieht sich das Volk haufenweise auf die Klöster zu: da reicht es sein Opfer, und bringt wenigstens sein Stipendium[2] für die Seele des Verstorbenen
- ↑ *) Wer die Geschichte lesen will, findet sie in jeder Heiligen-Legende.
- ↑ f) D. i. 20–30 kr. für eine Messe zum Besten Gestorbener oder Lebender. Ein Kloster von 24 Personen bezieht daher täglich, das Stipendium nur zu 20 kr. gerechnet 8 fl. Rh. wöchentlich 56 fl. jährlich 2912 fl. Alle übrigen Lebensbedürfnisse als Wein, Holz, Butter, Wolle, Flachs, Fleisch, Waizen, Korn,
Anonym: Kurze Darstellung des Ablaßwesens, wie es noch jetzt im katholischen Franken im Gange ist in: Journal von und für Franken, Band 2. Raw, Nürnberg 1791, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Kurze_Darstellung_des_Abla%C3%9Fwesens,_wie_es_noch_jetzt_im_katholischen_Franken_im_Gange_ist.pdf/19&oldid=- (Version vom 2.10.2016)