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Seite:Lebensläufe Meissner Künstler.pdf/87

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mit Ludwig Richter zusammen, der in seinen Lebenserinnerungen S. 303 Köstliches von ihm zu erzählen weiß. Er starb mit dem Titel eines Hofmalers am 19. Mai 1838.

Karl Samuel Scheinert,[1] geb. zu Dresden den 12. Januar 1791, besuchte nach der Schulzeit die Akademie daselbst. 1814 trat er in das sächsische Banner ein. Nach Dresden zurückgekehrt, malte er, da er sich in ärmlichen Verhältnissen befand, Pfeifenköpfe für dortige Drechsler. 1819 berief ihn die Meißner Manufaktur als Zeichenlehrer und Landschaftsmaler. In seinen Freistunden hatte er sich besonders mit Glasmalerei beschäftigt und auf diesem Gebiete wurde er einer der bedeutendsten Künstler Deutschlands. Besonders förderte sein Streben Professor Hübner in Dresden. Unter seinen Werken sind zu nennen: Kaiser Konstantin, das heilige Kreuz nach Jerusalem tragend, Glasgemälde, angekauft 1833 vom sächsischen Kunstverein; die Fenster der Königlichen Kapelle zu Wachwitz, der Kirche in Oschatz, der Kirche zu Rüdigsdorf bei Altenburg, sowie mehrere Fenster für Kirchen in England und Irland. Eine vorzügliche Arbeit war das Fenster für die Orlikische Kapelle der Dominikanerkirche in Krakau nach einem Entwurfe von Hübner. Es wird als eine der besten der neueren Schöpfungen der Glasmalerei bezeichnet. Eine ausführliche Beschreibung mit Abbildung findet sich in Eggers deutschem Kunstblatt 1855. S. 39 u. f. Nach dem Tode Kerstings wurde Scheinert 1848 Malervorsteher und als solcher 1860 pensioniert. Er starb am 20. Januar 1868. Seine noch lebende Gattin war ebenfalls geschickte Glasmalerin, die nach Boisserée’schen Bildern malte. Ihrer und ihres Gatten gedenkt Ludwig Richter in seinen Lebenserinnerungen mit vieler Teilnahme.

Johann Gottlieb Schiebel,[2] geb. den 5. März 1775, der Sohn eines Schänkwirts in Niederjahna, wurde Bildhauer und besuchte die Dresdner Akademie. 1793 kam er als Bossierer an die Manufaktur. In den Dresdner Kunstausstellungen 1797–99 stellte er mehrfach seine Arbeiten aus. Sein Bruder


  1. Nach Mitteilungen seiner Gattin und Tochter. Vgl. auch Müller, die Künstler aller Zeiten und Völker. 3, 439. 4, 380 (einen Schüler Scheufler hat Scheinert nicht gehabt, wie es auch in Meißen keine Königl. Glasmaleranstalt gegeben hat). Lützow, Beiblatt 3 (1868). S. 197. Nagler, Künstlerlexikon 15, 171; er führt irrtümlich 16, 16 noch einen Karl Schreiner an. v. Biedermann, Goethe und Dresden. 1875. S. 139. Ludwig Richter, Lebenserinnerungen S. 302. 314.
  2. Taufregister von St. Afra z. g. J. Etat der Königl. Manufaktur 1812. Fol. 17. Füßli, Künstlerlexikon 2, 1493. Nagler 15, 225.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Loose: Lebensläufe Meißner Künstler. C. E. Klinkicht & Sohn, Meißen 1888, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lebensl%C3%A4ufe_Meissner_K%C3%BCnstler.pdf/87&oldid=- (Version vom 17.12.2024)