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 Stanzen,
in einer trüben Stunde bei Neapel geschrieben.

Die Sonn’ ist warm und still die See;
Mit Lächeln blickt der Himmel drein;
Der Inseln Blau, der Berge Schnee
Umkränzt der goldne Abendschein.

5
Der Hauch des Äthers, klar und rein,

Umspielt sein träumend Rosenkind;
In wunderbaren Melodein
Erklingen Vogel, Meer und Wind –
Der Lärm der Stadt sogar ist hier gedämpft und lind.

10
In nie betretner Tiefe schau’

Ich Moos und Flechten ausgespannt;
Wie Sternenfluth der Wellen Blau
Hinplätschert leis zum Uferrand.
Ich sitz’ allein am Meeressand;

15
Der Fluth entblitzt wie leuchtend Erz

Ein Funkeln, und im Abendbrand
Entsteigt ein Klingen uferwärts –
Wie süß, erbebte nur wie meins ein einzig Herz!

Weh mir! ich hab’ nicht Glück noch Ruh’,

20
Noch Frieden in des Herzens Nacht,

Noch fiel mir jener Reichthum zu,
Den Weisheit bringen und Bedacht,