Johann Andreas Christian Löhr: Das Buch der Maehrchen für Kindheit und Jugend, nebst etzlichen Schnaken und Schnurren 2 Mograby Der Goldvogel, das Goldpferd und die Prinzeßin | |
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im ganzen Lande feierte man Freudenfeste, die erst nach vielen Wochen aufhörten.
Ein König hatte in seinem Garten einen großen weitgeasteten Baum, der trug alljährlich viel goldene Aepfel, und Gold liebte der König gar sehr, denn je mehr der Baum Aepfel trug, desto mehr Abgaben konnte er seinen Unterthanen erlaßen. Es wußte kein Mensch, wie der Baum in den Garten gekommen war, aber er stand nun daselbst seit Menschengedenken, und war, so weit seine Aeste reichten, ein Gitter von starken Eisenstäben um denselben, und zu der Gitterthür hatte Niemand den Schlüßel als der König. So, dachte er, könnte ihm kein Apfel entgehen, der reif geworden war und von dem Baume abfiel; abfallen ließ er sie aber alle, denn sie fielen nicht zu Schanden, wie andere Aepfel, und je reifer sie geworden waren, desto feiner war das Gold.
Aber in einem Jahre kamen doch einmal ein Apfel nach dem andern fort. Darüber ward der König sehr ungehalten und forschte, wer seine Goldäpfel ihm stöhle, aber er brachte es nicht heraus. So befahl er denn seinem Gärtner, er solle des Nachts unter dem Baume wachen. Das that denn der Gärtner auch treulich, aber als Mitternacht kam, befiel ihn der Schlaf ein wenig und er wollte ein Bißchen einnicken, denn er meinte, wenn
Johann Andreas Christian Löhr: Das Buch der Maehrchen für Kindheit und Jugend, nebst etzlichen Schnaken und Schnurren 2. Gerhard Fleischer d. Jüng., Leipzig [1820], Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loehr_Buch_der_Maehrchen_2.pdf/266&oldid=- (Version vom 1.8.2018)