Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/386

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Dutzend der Unterthanen den Fröschen zur Mahlzeit gegeben, aber das ging zur selben Zeit und in selbigem Lande gar nicht, denn die Unterthanen waren hochmüthig und keck und meinten: Gottes Wille und Fürstenwille seien zweierlei Ding, und sie brauchten sich nicht so allein freßen zu laßen, sondern die Großen seien so lange sterbliche Menschen, als der Todt sie noch fräße. Kurz es waren verzweifelte Leute.

Also sollte der Khan den Fröschen überliefert werden, und obwohl derselbe behauptete, das ganze Land und die ganze Welt ginge zu Grunde, wenn Er nicht mehr regiere, so wollten die Unterthanen doch kein Wort davon glauben, und half deshalben kein Weigern.

Der Khan wollte sich den Fröschen ausliefern laßen, aber sein Sohn, ein hochherziger Jüngling, gab es nicht zu. Jetzt gab es einen Wettstreit der Ehre, der Liebe, der Zärtlichkeit.

„Ich bin alt, mein Sohn, sagte der Vater; bleibe du und herrsche nach den Gesetzen! Ich aber will gehen, weil es anders nicht sein kann.

„O Tängäri (Himmelsabkömmling), rief der Sohn, das geht nicht an. Du hast mich mit Sorgfalt gepflegt; jetzt muß ich dir danken! Wenn Khan und Khanin zurückbleiben, was bedarf es denn meiner, zumal da der Brüder noch drei sind!“ So sprach er, und das Volk wandelte jammernd um ihn im Kreise herum[1], und begab sich dann wieder zurück.

Der Sohn des Khans hatte von früher Kindheit an einen Gespielen gehabt, den Sohn eines armen Mannes, mit welchem


  1. Nach der Sitte der Lama Religion, wo ein Fürstensohn, der sich fürs Volk aufopfert, wie ein göttliches Wesen angesehen wird; ich denke mit großem Recht.