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raubte ein Bursche des Dorfes die Handschuhe. Ueber dem ängstlichen suchen danach verspäteten sich die Nixchen, stürzten in Hast nach dem See, der sich, nachdem er sie aufgenommen, alsbald blutroth färbte. Dieser in fast allen Nixensagen wiederkehrende Zug findet leicht seine Erklärung in einer physikalischen Erscheinung, ebenso wie das sogenannte Grünblühen des Salzunger und anderer Seeen. Auch eine Wehmutter aus Dönges wurde einst, und zwar reitend, in den Hautsee geführt, um ein Nixenkind zu bringen, und reich beschenkt an ihren Ort zurückgebracht, doch ward ihr tiefes Schweigen auferlegt. Erst auf dem Sterbebette beichtete sie ihrem Seelsorger, was ihr widerfahren. Nicht gar weit vom Hautsee, und nur wenige Stunden von Salzungen liegt der schöne Lustort Wilhelmsthal, mit romantischen Parkhainen und einem See, durch den ein kleines Flüßchen, die Ellna fließt. Auch hier die Nixensage, und eine Ellnanymphe, die ein junger Jäger liebte, der sich mit ihr verlobte, aber ihr treulos ward. Da rächte sich die Nixe, zog ihn in ihr nasses Bette, küßte ihn tod, und warf seinen Leichnam in Unkerode aus, allwo er an die Kirchhofmauer begraben wurde.

60.
Rothe Sechse.


Im Amtsflecken Tiefenort, unter dem alten Burgschlosse Krainberg im Werrathale steht ein steinernes ritterliches Haus. Das soll, der Sage nach, ein Ritter besessen haben, welcher das Spiel über alles liebte. Er verspielte

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 96. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/104&oldid=- (Version vom 1.8.2018)