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allerdings seine Grafschaft Beichlingen vieler Schulden halber verkaufen, kaufte aber die Herrschaften und Schlösser Krainberg und Gebesee. Sein steinernes Epitaphium stellt ihn geharnischt, mit gefalteten Händen und knieend dar; in den Ecken zeigt es die beichlingenschen, mansfeldischen und rothenburgischen Wappenschilde.

61.
Sagen vom Schlosse Krainberg.

Das Schloß Krainberg ist jetzt nur eine öde Trümmer, doch bietet es reizende Fernsichten dar in das Werrathal auf- und abwärts, auf das Rhöngebirge, auf den Thüringerwald, im Vorgrunde auf der Wartburg stattlichen Bau, und in das Hessenland, im Hintergrunde auf den langgestreckten sagenumklungenen Meissner. Diese Burg war es, welche der unglücklichen Landgräfin Margaretha von Thüringen, der Mutter Friedrichs mit der gebissenen Wange die erste schirmende Nachtrast auf ihrem Fluchtwege von der vier Stunden Weges davon entfernten Wartburg bot. Die Herren von Frankenstein sollen Schloß Krainberg erbaut, und dabei ein lebendes Kind in ein steinernes Särglein gelegt und mit eingemauert haben, weil man den Glauben hatte, daß dadurch eine Burg unüberwindlich werde, daher diese Sage sich auch bei sehr vielen Burgen wiederholt und mit mannichfaltigen Verschiedenheiten erzählt wird. Es soll wirklich beim Abbrechen einer Mauer der Ruine Krainberg das steinerne Särglein mit Kinderknochen gefunden worden sein. Vorher

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/106&oldid=- (Version vom 1.8.2018)