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geweisset hat, wie tief etliche Leut, die noch gelebt, und ich gekennt habe, bereits in der hellischen Flammen gesessen sein. Bei Jena an der Saal und in der Herrschaft Honstein (am Harz) sind große Berge, darin der viel gesehen werden, darin Gezwarge gewohnt haben.“

Jedenfalls ist hinter „darin der“ das Wort Höhlen oder Löcher ausgefallen. Gleich darauf erwähnt der Verfasser der Zwerge als hülfreicher Hausgeister, und es ist eine örtliche Sage vorhanden, daß in einem Dorfe am Hörseelenberge Hütchen gewohnt haben. Einem Bauer half ein solches Hütchen auf das treulichste in seinem Hauswesen, so daß dessen Reichthum sich täglich mehrte. Einst erblickte der Bauer das Hütchen, wie sich’s ämsig mit einem Strohhalme abmühte, denselben zur Bodentreppe hinanzuziehen, und schrie es, über diese nutzlose Arbeit erzürnt an: ei daß Dich, Du fauler Schlingel. Alsobald wurde das Hütchen unsichtbar, sichtbar aber ein großer, langer Sack voll Getreide, daran vier Mann zu heben und zu tragen hatten. Das war der Strohhalm gewesen, den das Hütchen allein zur Treppe hinan zog. Das Hütchen war hinweg, und der Bauer wurde zum Bettler. (D. S. B. 461.) Agricola erwähnt am angeführten Ort, nachdem er ausführlich die alte Sage vom treuen Eckhart als Schirmvogt der Harlunge (D. S. B. 29.) mitgetheilt hat, „wie der Teufel – – allerlei Spiegelfechten und Betrug herfür gebracht hat, als mit dem Venusberge und Hoselberge. Nun haben die Deutschen in demselben Betrug ihres treuen Eckharts nicht vergessen, von dem sie sagen, er sitze vor dem Venusberge und warne alle Leute, sie sollen nicht in den Berg gehen.“

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/130&oldid=- (Version vom 1.8.2018)