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sie ein Dörflein, das nannte sie Satanas-Stätte, (wird nunmehr Sattelstedt genannt) darum, daß Satanas und die bösen Geister ihnen oftmals erschienen waren, wie auch andere Dörfer, so darum gelegen, als Burla, Hostorofeld und dergleichen.“ – „Es hat auch ein Kloster auf St. Petersberge, vor Eisenach in der alten Stadt gelegen, das war von Gebäuden sehr geringe und von der Königin Reinschwig um diese Zeit erstlich angefangen.“ – „Als die Königin gestorben, hat sie ihren Jungfrauen viel Geld und Gut gelassen, mit demselbigen zogen sie gen Eisenach, in St. Nicolai Kloster, zur Landgräfin Adelheit, nahmen den Orden und Nonnenkleid an, und wohneten da etliche Jahre.“

Dieß die Chronikensage von der Königin Reinschwig oder Reinschweig. Die erwähnte Adelheit war die Tochter Ludwigs I., des ersten Landgrafen von Thüringen, und die vierte und jüngste Schwester Ludwig II. des eisernen. Sie wandelte einen Bauernhof, den sie gekauft, in das später berühmt gewordene St. Nicolaikloster um, und wurde dessen erste Aebtissin.

Der Name des heutigen Dorfes Sättelstedt hat in ältesten Zeiten nach Urkunden Satinstete gelautet. Sein altes Kirchlein wurde im dreißigjährigen Kriege von einer Wrangelschen Streifpartei niedergebrannt. Eine Sage läßt vom Innern des Hörseelberges, oder von seiner Kluft aus einen unterirdischen Gang bis unter die Kirche zu Sättelstedt führen.

Ein Hostorofeld giebt es jetzt nicht, der gemeinte Ort heißt jetzt Hostrungsfeld, in der Volkssprache aber[WS 1] stets Asterfeld, der nach dem Namen der mythischen Eostar, der Erdmutter, hinweißt, wie denn auch diese Gegend der Ortsnamen viele bietet, aus denen auf frühen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/132&oldid=- (Version vom 1.8.2018)