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schwuren mit ihm in Sophia’s Gegenwart. Da wurde die arme Herzogin von Zorn bewegt und außer sich, und in Thränen ausbrechend zog sie ihren Handschuh aus und rief: O Du, der aller Gerechtigkeit Feind ist, Teufel! Dich meine ich! Nimm hin diesen Handschuh zusammt den falschen Rathgebern, die meinen Sohn um sein Erbe betrügen! So bot Sophia von Brabant dem Teufel selbst Fehde, denn eine muthige Frau nimmt es mit dem Teufel schon auf – dabei aber begab sich das Wunderbare, daß der Teufel die Fehde annahm, denn der Handschuh, den Sophia in die Luft geschleudert hatte, kam nicht wieder herunter – und bald entbrannte blutig und schwer in seinen Folgen der Thüringische Erbfolgekrieg.

103.
Bürgertreue.

Bald wußte nach dem Sprüchwort im Thüringerlande niemand mehr, wer Koch oder Kellner war, so ging es darunter und darüber. Eines Tages kam die Herzogin Sophia wieder gen Eisenach, da wollte man sie nicht einlassen, und hatte das Georgenthor zugeschlossen; da trat sie dagegen, nahm eine Axt und hieb zwei Kerben in das Eichenholz, die man noch nach 200 Jahren sah. Da die Eisenacher solchen Ernst sahen, öffneten sie ihr Thor und ließen die streitbare Frau mit ihrem Gefolge einziehen. Ein Theil der Thüringischen Ritterschaft hing dem Markgrafen von Meissen an, hauptsächlich die reichslehenbaren Vasallen, ein anderer Theil nebst der Hessischen Ritterschaft

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/198&oldid=- (Version vom 1.8.2018)