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denn wie man mit Händen zugriff, war die Erscheinung des Kindes hinweg. Nun wurde der Stein recht fest gekeilt, und wackelte nicht mehr. Der gute Mann aber wurde bald genug gewahr, daß er sich sein Glück verkeilt hatte, denn es traf ihn nun Unfall auf Unfall, er kam zurück, gleich jenem Bauer im Dorfe am Hörseelenberge, und nie wieder auf einen grünen Zweig.

In einem andern Keller zeigt sich bisweilen eine silberne Kanne voll Goldstücke, aber ein großer schwarzer Pudel bewacht den Schatz.

118.
Geisterspuk in und bei der Ruhl.

Zu Ruhla hat einmal ein Pfarrer gelebt, der hieß Feuchter, von dem geht mehr als eine Spuksage. Seine Frau, die er sehr liebte, starb ihm, und er that den Schwur bei ihrer Leiche: Wenn ich je eine Andere heirathe, so will ich das Reich Gottes nicht schauen. Solcher Schwüre haben schon mehrere Männer gethan, und doch wieder geheirathet, und der Pfarrer Feuchter heirathete auch wieder. Er war aber noch gar nicht lange zum zweitenmale verheirathet, als er starb, und gleich nach seinem Tode begann er gräulich zu spuken, denn er konnte nicht zum Frieden des Reiches Gottes kommen. Da ließ seine Wittwe Jesuiten kommen, welchen die Sage insgemein das Amt der Pöpels- oder Popanzträger beilegt; die zitirten den Geist in der Kirche im Beisein seiner Wittwe, die ihn dreimal bei seinem Taufnamen rufen

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/230&oldid=- (Version vom 1.8.2018)