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bekam und nun hieß, um der ältesten Bergfeste das Vorrecht ihres Alters zu bewahren, diese der alte Stein, daraus der heutige Name Altenstein geworden. Daß die der Burg Altenstein so nahe Nuemburg mit der Nuemburg über Freiburg a. d. U. durch Namensverwechselung zur Wiederholung einer Landgrafensage Anlaß wurde, ward schon angeführt. Ebenso werden die Sagen von dem unsichtbaren oder verschwindenden Garten bei der Wallfahrt am Glasbach (der nach einer sehr frühzeitlichen Glashütte deutet), auch von der Neuenburg erzählt. Die beiden Burgen Ringelstein sind bis auf wenige Reste verschwunden, ihre Bewohner kennt die Sage nur als Raubritter. Die Weinstraße führte dort vorbei. Noch geht dort eine weiße Jungfrau um, und klengt Flachsknotten im Sonnenschein, auf einem über den Waldboden gebreiteten Tuche. In Salzungen entführten die Raubritter einst eine Braut, und schlugen, um ihre Spur zu verbergen, den Pferden die Hufeisen verkehrt auf. Nach kurzem Aufenthalt gelang es der Maid, der Raubburg zu entfliehen und zu Pferde wieder Salzungen und ihr Aelternhaus zu erreichen. Der sie unablässig verfolgende Ritter hieb noch wüthend mit dem Schwerte ins Gebälke der Hausthüre. Da die Ritter der Ringelsteine so hart an der Weinstraße wohnten, die aus Franken das edle Naß des Weines dem weinärmeren Thüringen zuführte, so raubten sie des Weines weit mehr, als sie zu trinken vermochten und bewahrten ihn auf in ungeheuern Kellergewölben. Deren Thüren verfielen und liegen vom Schutte der gefallenen Burgen überdeckt, es verfaulten die Dauben der Fässer, aber nicht früher, bis der Weinstein sich zur Krystallhaut verdichtet, die nun den Wein umschloß. Die Sage

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/253&oldid=- (Version vom 1.8.2018)