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mit der sich dann alles so, wie mit der Sarazenin, zugetragen habe. Seltsam ist es, daß an die ursprüngliche Sage selbst die von einem morgenländischen Thiere erinnert, welche lautet:


27.
Die Cameels-Kammer und der Cameelsbrunnen.

Wenn man von Themar aus dem Weißbach entlang nach dem Dorfe Lengfeld zu schreitet, kommt man an eine Vertiefung, in welcher ein Brunnen quillt.

In einem heißen Sommer gingen einmal zwei Männer aus Themar mitander durch die Feldflur, und einer von ihnen fühlte brennenden Durst. Der Mann war dem umsinken nahe, und sprach zu seinem Nachbar: „ich will umkehren und wieder heimwärts gehen, daß ich erst meinen Durst lösche.“ Und er wandte um, sank aber bald an einem Rain hin, denn er war matt und müde; horch! da plätschert etwas in der Nähe, wie wenn Wasser auf die Erde niedergegossen würde – er rafft sich auf, und als er kaum noch 20 Schritte gethan, so sieht er zu seinem großen Wunder ein Cameel, welches sich nieder bückt und aus einer hervorsprudelnden Quelle säuft. Vorher war an diesem Ort keine Quelle gewesen. Freudig eilt er hinzu und löscht seinen brennenden Durst mit dem klaren süßen Wasser; dann verkündigte er das Wunder seinen Nachbarn und Freunden, die sich neugierig aufmachten, das Cameel und die neuentdeckte Quelle zu besehen. Frisch und klar wallte das Wasser noch aus der Erde hervor, aber das Cameel war fort, und ließ sich

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 42. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/50&oldid=- (Version vom 1.8.2018)