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Kriegsbrauch den Frieden anzublasen. Unter der Eiche begegneten sich die beiden Trompeter, sagten einander ihre gute Botschaft an, stiegen auf die Eiche hinauf und bließen vom fröhlichen grünen Wipfel den lieben hoffnungfreudigen Frieden in alle Welt hinaus, daß es laut und lustig über Höhen und Thale schmetterte, und in den Dörfern, wo man den Schall so froh vernahm, wie die Hirten in der heiligen Nacht die Engelstimme, wurden alle Glocken geläutet, und von Dorfe zu Dorfe im immer weitern Umkreis breitete sich die frohe Friedensbotschaft aus. Daher wurde hernach jene Eiche die Trompeters-Eiche geheißen.


34.
Themars Kriegsschrecken.

Die kleine Stadt Themar im Werrathale ist ein sehr alter Ort, der häufig seine Namen im Laufe der Zeit abwandeln lassen mußte. Im Jahre Christi 800 schrieb man es Tagamari, später Theimar, Teymer, Teimer etc. Es unterlag vielfach verheerender Wasser- und Feuersnoth, Kriegs- und andern Drangsalen und gelangte nie zu hohem Flor. Insonderheit war es der dreißigjährige Krieg, der langenachhaltig dem Wohlstand des Städtchens alle Blüthe abbrach. Im Jahre 1632 plünderte das Wallensteinische Heer, später brandschatzte Lamboi, und 1634 wüthete Isolani mit seinen Croaten ganz unmenschlich mit Schwert und Feuer. Von 300 Häusern blieben nur 69 übrig, von 280 wehrhaften Männern oder Familienvätern nur 54. Fast durch ein Wunder entging die schöne, von Gräfin

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/60&oldid=- (Version vom 1.8.2018)