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beim Steinbruch hinter, bis er stille stand, und nach einer Stelle anhaltend deutete. Auf diese Stelle legte die Frau ihre Bibel und ging wieder nach Hause. Sie war aber von dem raschen Gange und der Furcht zum Tode erschöpft, erreichte nur mit Mühe ihr Häuslein, erzählte ihrem Mann alles, beschrieb ihm den Platz, dahin sie die Bibel gelegt, und starb noch in derselben Nacht. Der Mann suchte nun am Tage jenen Platz, fand die Bibel, grub an jener Stelle nach und hob einen ansehnlichen Schatz, von dem er sich viele Wiesen und Aecker und zuletzt ein ganzes Gut zusammenkaufte! der Feuermann aber war erlöst, und ließ sich nachher niemals wieder sehen.

56.
Der Glittstein.

Vor uralten Zeiten ist einmal nahe bei Frauenbreitungen ein mächtig großer Stein vom Himmel gefallen, der ist kohlschwarz und glatt. Weil nun der Stein vom Himmel gefallen war, so wollten die zu Frauenbreitungen denselben gern in ihrem Ort haben, als ein Wahrzeichen, aber der Stein war gar zu schwer. Nun saß in Breitungen ob eines Verbrechens ein Leineweber, der vermaß sich, mit seiner Kraft, ihn in seiner Schürze und in einem Gange vom Felde herein und bis an die Kirche zu tragen. Das wurde angenommen, und der Leineweber trug richtig den Stein in einem Gange vom Felde bis auf den Markt, da bekam plötzlich die lange Schürze einen Riß durch ihre ganze Breite und der Stein glitt heraus auf den Boden,

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Erster Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Erster_Band.pdf/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)