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Forstwolframsdorf nach Hause. In der Gegend des Todtenkerfers wird ihm plötzlich die Mütze genommen. Er sucht darnach, kann sie jedoch nicht wiederfinden; nun übermannt ihn die Furcht; er läuft spornstreichs nach Hause. Den andern Tag führt ihn der Weg wieder auf diesen Fleck und siehe seine Mütze hängt an einem Baumaste. Das mußte nothwendig der Todtenkerfer auch gethan haben.




249.
Heckberg und Hirte bei Thräna.

Ein furchtbares Ungewitter brach in der Vorzeit über das Dorf Thräna, das 1 Stunde nordwärts von Triptis liegt, herein. Der Donner war so heftig, daß er den Erdboden erschütterte. Zuletzt fiel ein ungeheurer Kieselstein vom Himmel herab, der schnell immer größer wurde, bis er zum Heckberge anwuchs. Durch mehrere kleine Kiesel, die aus dem Berge herauswuchsen und herausfielen, erweiterte sich die Dorfflur ringsum nach allen Seiten. Hundert Jahre nach dem wunderbaren Ereigniß nahm ein dort weidender Hirte aus Neugierde einen dieser Kiesel und schlug denselben in zwei Stücke. Dadurch ging die eine Hälfte ihrer Flur für die Bewohner Thränas wieder verloren. Der Hirte versank zur Strafe für seine Unthat auf der Stelle und ist nie wieder gesehen worden.

In der Tiefe des Berges hört man es zuweilen donnern.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 120. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/122&oldid=- (Version vom 1.8.2018)