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250.
Das Pestläuten in Hain.

In Hain, einem in Hohenleuben eingepfarrten Dorfe, wird erzählt: Alle Einwohner des Dorfes wären bei einer Pest bis auf ein Paar Menschen ausgestorben, die Todten wären, damit das Uebel nicht weiter verbreitet werde, hinter dem jetzigen Löffler’schen Hause, wo man noch Erhöhungen bemerkt, begraben worden. Während der Beerdigung habe man den Hohenleubnern auf folgende Art ein Zeichen gegeben, damit dort die Glocken geläutet (zusammengeschlagen) werden möchten: Man band nämlich an die Spitze einer Tanne, welche nicht weit von Hain entfernt stand, ein weißes Tuch; um dieses leichter zu bewerkstelligen, hatte man eiserne Nägel, wie man sie in den Eggen findet, in den Baum geschlagen. Ein alter Mann erzählte mir, er habe diese Tanne noch gesehen; jetzt ist sie freilich verschwunden.




251.
Die helfenden Holzweibel.

Zu Staiz, ohnweit Auma, waren im Roßmannischen Hause zwei Holzweibel, die waren nach Art der Hüthchen und Heimchen hülfreich im Hauswesen und verrichteten mancherlei häusliche Arbeit. Sie pflegten des Viehes, halfen beim Fegen und Scheuern, und waren ganz heimisch. Aber sie liebten die Stille überaus, konnten weder das Zanken, noch weniger das Fluchen leiden, und waren auch über die Maßen der Sittsamkeit und züchtigem

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 121. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/123&oldid=- (Version vom 1.8.2018)