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Orten dann auch alsbald die Pest ausbrach. Bei dem vor mehreren Jahren erfolgten Wiederaufbau der Zadelsdorfer Kirche stieß man bei dem Grundhacken, etwa ¾ Ellen tief, ebenfalls auf eine bedeutende Lage Menschengebeine. Die Menschen waren reihenweise aneinandergelegt; die Reihen stießen mit den Füßen zusammen. Vermischung mit Kalk ließ mit darauf schließen, daß diese Gebeine von Pestverstorbenen herrührten.

In Zadelsdorf hauste die Pest dergestalt, daß ein Zeulenröder, welcher das Todengräberamt daselbst verwaltete, einstens nur noch ein Frauenzimmer und zwar eine alte Jungfer daselbst lebend fand; er ergriff sie und wollte sie gleich mit lebendig begraben, indem er äußerte, es würde ihm dadurch ein Weg erspart; doch wehrte sich das Weib, flüchtete sich in das Bockhölzchen, entkam glücklich, blieb von der Pest verschont und die einzige Einwohnerin Zadelsdorfs.




255.
Gespenstige Thiere.

Vieles weiß die Sage von Erscheinung gespenstiger Thiere, auch in der Umgegend des Dorfes Triebes zu künden. An dem Kirchsteig von Weisendorf nach Triebes steht ein alter wilder Birnbaum. Unter demselben ruht nächtlicher Weile ein großer, schwarzer Bär, der umkreist den Baum bis zu einer gewissen Weite. Oefters schon ward er gesehen, doch noch nie hat er Jemandem Leid zu gefügt. Des Nachts hütet man sich gleichwohl an dem Baume vorüber zu gehen.

Auf der Stelle, wo die Wege von Weisendorf nach

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/127&oldid=- (Version vom 1.8.2018)