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den alten Metzger und ging über das Wehr hinweg in die Mühle hinein. Der Metzger hatte deß nichts Arges, denn er meinte, es wolle derselbe seine Gefreundten in der Mühle, aus der jener Mann stammte, besuchen, oder die Nacht hindurch mahlen, und ging ruhig seines Weges, weiter, ob er gleich sich wunderte, daß der Gefährte ohne Gruß von ihm geschieden sei. Zu Hause jedoch erwarteten ihn die Vorwürfe der Seinigen, daß er bei solch grausamen Ungewitter den Weg allein unternommen habe; doch der Metzger erzählt ihnen von seinem Gefährten und wie er in die Mühle hineingegangen und legte sich bald zur Ruhe. Am andern Morgen erfuhr er, daß sein Jugendgenosse, der Gefährte der vorigen Nacht, in der zwölften Stunde plötzlich, ohne krank gewesen zu sein, gestorben wäre. – Er hatte also gesehen, wie die Seele in ihr Stammhaus zurückkehrte.




258.
Kirche zu Triebes sucht ihre eigene Stelle.

Als die erste Kirche zu Triebes gebaut werden sollte, hatte man dazu eine Stelle jenseit des Baches auf der Höhe zwischen Triebes und Böhmersdorf erwählt. Man fing an den Grund des Baues auszuführen, nahm aber mit Verwunderung wahr, daß jede Nacht das des Tages vorher vollbrachte Werk durch unsichtbare Hand an die Stelle hingerückt war, wo jetzt mitten im Dorfe die Kirche steht. Nach manchen vergeblichen Versuchen gab man endlich den Bau auf dem Berge auf und erbaute die Kirche auf der Stelle, wo sie jetzt steht. Jene ersterwählte, jetzt mit

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/131&oldid=- (Version vom 1.8.2018)