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260.
Der feurige Hund im Weißendorfer Schlosse.

In dem Schlosse zu Weißendorf treibt ein feuriger Hund sein Wesen. Einst setzte sich das Schloßgesinde, ohne gebetet in haben, zum Abendessen, da erschien der feurige Hund und legte sich unter den Tisch, und als nun das Gesinde die versäumten Gebete gehalten, verschwand er.

Ein bejahrter Mann erzählte, wie er selbst diesen Hund gesehen; er sei groß gewesen, habe schwarz ausgesehen und eine feurige Zunge gehabt. Als er vor ihm vorbeigegangen und die Treppe hinauf, da sei ihm die Mütze vor bangem Haarsträuben in die Höhe gestiegen.




261.
Der Mittelpunkt der Welt.

Das Städtlein Pausa, bekannt durch eine gute Heilquelle und durch treffliche Krebse, liegt, wie ihm nachgerühmt wird, im Mittelpunkte der Welt, das heißt, der Erdoberfläche. Doch ist dieses Reich der Mitte nicht reich, sondern arm, wie es in den schönen Reimpaaren über die kleinen sächsischen und voigtländischen Städtlein lautet:

Durch Adams Fall ist Tript’s verderbt,
Und Auma liegt daneben.
In Weida ist kein Heller Geld.
Und Neustadt kann nichts geben.
In Ziegenrück ist große Noth,
In Ranis ist kein Bissen Brod,
Und Pausa ist die Schwester;
Sind das nicht leere Nester?

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/133&oldid=- (Version vom 1.8.2018)