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Das hatte weiter keine Folgen und konnte keine haben, außer daß es der Küster, der dabei war, nicht billigte. Um Mitternacht aber trat St. Peter lebensgroß vor das Bette des Vorwitzigen, und gab diesem eine furchtbare Maulschelle, von der ihm hören und sehen recht eigentlich verging, denn als er es seinen Leuten erzählt hatte, starb er. Diese Rache war zwar, wie so manches in den Satzungen, nicht nach dem Sinne Christi, aber doch nach dem Sinne Petri.




264.
Der Klosterpropst.

Zu Ebersgrün blühte vor Zeiten ein Kloster. Als die Reformation im Lande Boden gewann, und die Mönche alle sich geneigt zeigten, die neue Lehre anzunehmen, hing ihr allein noch der alte Propst fest an, und wollte zum mindesten seiner Kirche den Klosterschatz retten. Er packte daher Heiligthümer, Altargeräthe und Meßgewande in einen Bündel, und machte sich damit auf und davon, allein er kam damit gar nicht weit, sondern noch im Bereiche der Klostermauer trat ihm der Geist eines Mönchs entgegen, der ihn mit schrecklich drohender Gebehrde aufhielt. Dieser hatte als Mönch auch einmal das Kloster bestohlen, und war verdammt, so lange als Wächter des Klostergutes zu wandern, bis er einen ähnlichen Dieb aufhalten würde. Er nahm jenem den Schatz ab, und versank mit demselben in die Erde. Den Propst fanden die Mönche im sterben. Er beichtete noch seine Schuld und verschied, ehe er die Absolution empfangen. Seit dem sah man ihn ängstlich durch die Gewölbe wandeln,

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/136&oldid=- (Version vom 1.8.2018)