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mit dem Bündel beladen, darin die Kirchengeräthe von Gold und Silber klirrten, und schwer ächzte er unter seiner Bürde.




265.
Der strenge Geist.

Ein Wirth bei Mühltruff citirte einst mit Hülfe eines magischen Buches und eines Jesuiters einen Geist, dazu er einen Sack voll Geldes hergab. Der Geist erschien auch wirklich, warf den Sack Geld hinter den Ofen und setzte sich darauf. Nun war aber weder dem Gelde beizukommen, noch auch der Geist zu entfernen, indem der Jesuiter wohl verstanden hatte, den Geist zu rufen, aber nicht ihn zu bannen. Alle Gäste vermieden, als das ruchtbar wurde, den unheimlichen Gasthof, und dieser kam ganz in Verfall. In seiner Noth rief nun der Wirth einen Geistlichen zu Hülfe, um den Geist zu entfernen. Der Geist war aber sehr bösartig, hatte ein loses Maul und warf dem Geistlichen alle seine Sünden vor und blieb fest auf dem Geldsack sitzen. Dasselbe geschah auch bei einem zweiten Geistlichen. Endlich gelang es dem dritten, einem Pastor aus Rödersdorf, den Geist zu entfernen, denn dieser Pastor war ein Mann ohne Tadel, und die Geister lassen sich durch die Unreinen nicht bannen.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 135. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/137&oldid=- (Version vom 1.8.2018)