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266.
Der immer wiederkehrende Sechser.

Ein Bauer von einem Dorfe ohnfern Mühltruff hatte, der Himmel mag wissen, auf welchem Wege, einen Sechser erlangt, welcher immer wiederkehrte, er mochte ihn so oft ausgeben, als er wollte. Er fühlte gewöhnlich einen sanften Schlag an seiner Tasche und dann war der Sechser im Beutel. Solche unheimliche Wiederkehr machte den Mann ängstlich und er wünschte, dieses Geldstück los zu sein. Sein Bruder, mit dem er darüber sprach, gab ihm den Rath, das Stück in den Klingelbeutel zu legen. Der Mann befolgte dieß, aber schon auf dem Nachhauseweg aus der Kirche fühlte er den bekannten Schlag, und siehe, der Sechser war wieder in dem Beutel. Nun wurde beschlossen, das unheimliche Geldstück auf den Altarteller zu legen. Doch auch dieses half nichts. Hierauf rieth ein weiser Mann dem Bauer, den Sechser in eine Flinte zu laden und einen Hecht damit zu schießen. Nachdem dieß Kunststück vollführt, blieb das räthselhafte Geldstück weg. Kurz darauf ging der Mann über Land und fand auf dem Felde einen schönen Dukaten, worauf ein Kreuz stand, vor dem ein Mann kniete. Das Gepräge hatte die Umschrift: Herr, Du Sohn Davids, erbarme Dich meiner. Der Mann, der dieß erzählte, hat es aus dem Munde des weiland Sechser- und dermalen Dukatenbesitzers, und sah auch selbst den Dukaten.

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/138&oldid=- (Version vom 1.8.2018)