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großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. Ganz aber konnte der Knecht nicht von seinem Vorwitz lassen. Als Berndieterich das nächste Mal in den Müllerhof eingezogen war, fing er ihm ein Hundchen ab aus seinem Gefolge. Das Hundchen schrie, der wilde Jäger kam zu Hilfe; da ließ der Knecht das Thier fahren und floh in die Müllerstube. Erzürnt aber über den Frevel wirft Berndieterich ein Stück Fleisch durchs Fenster in die Stube. Am andern Morgen trägt der Knecht das so böswillig Zugeworfene in das Wasser. Doch kaum kehrt er ins Haus zurück, so liegt auch das unheimliche Wildpret wieder da. Er gräbt es darauf tief in eine Grube ein, umsonst, das Fleisch weicht nicht, eh man es sich versieht, ist es wieder da. Zuletzt noch, um der Noth ein Ende zu machen, hat ein wandernder Mühlpursch den guten Rath gegeben der Knecht solle und müsse ein Wenig, und sei es auch nur wie eine Erbse groß, davon essen. Als er das gethan und das Uebrige zum wieder holten Male fortgetragen hat, ist es endlich weg geblieben (vergl. S. 276).




300.
Das versunkene Schloß im Chamsenberge.

Nicht durch besondere Höhe, gleich den übrigen Hochwarten thüringischer Sage ragt der Chamsenberg bei Oppurg hervor, aber er ist ein wahrer Krystallpalast der Sage für die ganze Umgegend.

Auf dem Chamsenberge hat das Schloß Oesterlitz oder Osteralitz gestanden, vorn das Schloß, hinten nach Rehmen zu die Viehställe. Es ist aber Alles in den Erdboden

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/168&oldid=- (Version vom 1.8.2018)