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Gold Dir nimmer zu Gute. Außer sich vor Freude setzt die Magd das Kind auf die lange Tafel und streicht in ihre Schürze ein, so viel darin sich bergen ließ, drei Viertel Brodes und drei Häufchen Gold. Kein Wort hatte sie über ihre Zunge kommen lassen; ohne sich umzusehen eilte sie aus dem Chamsenberge hinaus, und lief geradewegs wieder auf Oberoppurg zu.

Dort erzählte sie und packte vor der Herrschaft ihre Schätze aus. Aber wo ist das Kind? Ach! das hat sie auf der langen Tafel im Chamsenberge sitzen lassen, und rein vergessen. Ueber Hals und Kopf lief die Magd zurück. Die Thüre stand noch offen, sie trat in den Saal, das Kind saß noch auf derselben Stelle, wohin sie es gesetzt hatte. Doch als sie es aufnehmen wollte, zerfiel es in ein Häuschen Asche.




304.
Der Bauer und sein Glück.

Sauer hatte es sich ein Bauer auf seinem Acker werden lassen, der nicht weit vom Chamsenberge lag, endlich ging die Sonne zu Rüste und er wollte Feierabend machen. Da kam ein graues Männchen aus dem Berge, und verlangte, der Bauer solle mit ihm gehen, es wolle ihn zu einem großen Schatze führen. Anfangs wollte der Mann nichts davon wissen, und meinte, hineinkommen in den Berg werde er wohl, aber eine andre Sache sei, ob er auch wohlbehalten wieder herauskommen werde. Das graue Männchen drängte, und versicherte hoch und theuer dabei: es solle ihm nichts widerfahren, es wolle unversehrt den

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 171. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/173&oldid=- (Version vom 1.8.2018)