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Bauer auf der andern Seite wieder heraus lassen. Zuletzt gab der Bauer nach und ging Schritt vor Schritt seinem Führer nach auf den Berg zu. Am Eingange fletschte ein großer Hund ihn an, wurde aber von dem Männchen zur Ruhe verwiesen. Nun tappten beide eine Weile fort bis in ein großes Gewölbe; darinnen wimmelte es von grauen Männchen, und eine große Braupfanne voll Gold und Silber blinkte den Bauer an. Kein Wort ließ er von sich hören, und Gott hatte er immer in Gedanken. Dabei steckte er ämsig alle Taschen voll mit dem, was aus der Braupfanne ihm der Berggeist reichte. Durch eine andre Thüre gelangte er dann wieder hinaus ins Freie. Glücklich kam der Mann mit seinen Schätzen heim. Dort packte er aus, zeigte sie seinen Leuten und erzählte alles, was er eben erlebt hatte. Damit mag er es versehen haben, denn bald darauf ist er gestorben. Das Glück will nicht verplaudert sein, eine goldene Sagenlehre. –




305.
Der arme Musikant.

Eine Schaar Musikanten zog bei Nachtzeit heim, an dem Chamsenberge vorüber. Schon von Weitem hatten sie dort im Felsgeklüfte ein Licht gesehen; das mußte etwas Besonderes zu bedeuten haben. Je näher sie kamen, um desto heller brannte jenes Licht. Aber kein Sterbenswort war zu hören und keine Seele war bei dem Lichte zu sehen. Da ergriff die Musikanten alle zusammen ein Grausen und sie liefen auf und davon. Ein einziger blieb stehen; es war der Aermste unter seinen Kameraden und er mußte

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 172. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/174&oldid=- (Version vom 1.8.2018)