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Felsenstücke von dem hohen, gleich daran stoßenden Berge herab ins Thal geworfen, in der Absicht dieses Thor zu erbauen.

Die Nähe des Buchenberges, worauf ein heidnisches Heiligthum sich befand, läßt in diesem Teufelsthore den Eintritt in jenes Heiligthum vermuthen. Das Dörfchen Saalthal, nahe am Saalstrome, heißt auf älteren Karten und im Volksmunde auch das Alter, welches allerdings die mittelhochdeutsche Benennung für Altar ist. Ein heidnischer Opferaltar soll sich dort befunden haben.




318.
Das Nixenkind.

Ein Bauer von Wilhelmsdorf, auf alten Karten auch Willmannsdorf geschrieben, in der Nähe von Saalthal, zog mit Vieh und Ackerpflug von seinem Tagewerk nach Hause. Als er an einer Berggrube vorüber kam, saß eine Wassernixe dort, rang die Hände und jammerte, daß ihr die hellen Zähren aus den Augen traten. Das ging dem Manne zu Herzen, er hielt stille und fragte: was es denn gegeben habe? Da erfuhr er, daß der Nixe ihr kleines Kind gestorben sei, und sie wisse nicht, was sie damit anfangen solle. Wenn es euch um weiter nichts zu thun ist – sagte der Bauer – so legt das tode Kind nur auf meinen Ackerpflug; ich will es mit ins Dorf nehmen und es auf unserm Kirchhofe wie ein Christenkind begraben. Die Wassernixe wischte die Augen aus und fragte freundlich: was er für solchen Liebesdienst für Lohn begehre? Im Augenblicke wußte sich der Bauer nicht zu

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Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/187&oldid=- (Version vom 1.8.2018)