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besinnen, was ihm fehle, endlich fiel ihm ein, daß er ein Loch in seinem Strumpfe habe, und meinte, ein paar Fäden Zwirn könne er allenfalls gebrauchen, wenn die Nixe ihm damit aushelfen könne, dann wäre ihnen beiden geholfen. Die Nixenmutter drückte einen ganzen Zwirnknaul ihm in die Hand, mit der Weisung: er solle nur nach keinem Ende im Knaule suchen, dann werde auch, so lange er lebe, der Knaul kein Ende nehmen.




319.
Der Tanzteich bei Wilhelmsdorf.

An einer Quelle beim Eintritt in eine enge Thalschlucht, die nach der Saale zu liegt, stand ein Gasthaus, dort tanzten die Vorfahren der Bewohner von Wilhelmsdorf, und wer dahin kam, tanzte mit. Als sie aber einst auch am Himmelfahrtstage ihrer Tanzlust keinen Einhalt thaten, versank das Haus und alle Tänzer und Tänzerinnen mit demselben. Ein Teich kam an der Stelle, wo das Haus gestanden, zum Vorschein; er führt den Namen: der Tanzteich, und die Quelle wurde seit jener Zeit Gottschau genannt, weil Gott sich alldort den Verächtern des heiligen Tages schauen ließ.

Diese Sage ist fast völliger Wiederhall jener vom Tanzteiche bei Sachswerfen am Harze.[1]

  1. D. S. B. 409.
Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 186. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/188&oldid=- (Version vom 1.8.2018)