Seite:Ludwig Bechstein - Thüringer Sagenbuch - Zweiter Band.pdf/194

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

herum und mußte ihm jedes die Hand darauf geben, nicht wieder Bäumchen zu drieben. Als dies geschehen war, gab die Hausfrau dem Holzweibel einen Teller voll Sauerkraut und ein Stück Brod, das nahm es und kroch damit hinter den Ofen, aß und schluchzte aber immer dabei. Es blieb auch die Nacht über hinter dem Ofen sitzen, am frühen Morgen, als die Familie wieder in die Stube kam, war es aber über alle Berge.




324.
Der verschmähte Kuchen.

Von Wilhelmsdorf nach Dobian führt der Fußsteig an einer einsamen Bergwand, „die Eisengruben“ geheißen, vorbei, in deren Nähe ein Stück Ackerland liegt. Darauf pflügte einst ein Knecht aus Wilhelmsdorf, der hörte plötzlich ein Gemurmel feiner Stimmchen, die schienen aus der Felswand zu kommen. Der Knecht spähte umher, sah aber nichts Lebendes, doch ging das Gerede fort, und wie er recht aufmerksam hinhorchte, so vernahm er, daß zwei Waldweiblein mit einander Zwiesprach hielten, über Kuchen, den sie backen wollten, von denen das eine Vorbacken (eine Art Brodkuchen), das andere Käsekuchen (Mattenkuchen) backen wollte. Da rief der Knecht laut und vorlaut: Ei! Mir auch ein Stück, wenn ihr ausgebacken habt! worauf das Gespräch im Fels verstummte. Wie der Knecht seine Mittagsruhe gehalten, und seinem Pfluge wieder nahte die Arbeit fortzusetzen, siehe, da lagen zwei große Stücke von beiden Kuchenarten auf dem Pfluge. Der Mann erschrack, hielt den Kuchen für Teufelsspuk und

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 192. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/194&oldid=- (Version vom 1.8.2018)