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verändern. – Kuckst Du so werf ich – wirfst Du so hasch’ ich – wiederholte es von Seiten des Geistes und von Seiten des Mädchens. – Wirf doch zu, ich hasche schon, rief das Letztere als der Kellergeist zum dritten Male mit seinem Wurfe drohte. Hoch hub sie ihre Schürze auf, der Wurf geschah, und in der Schürze lag ein Kind. Glücklich kam sie damit heim. Neugierig beschaute man den unerwarteten Fund – ein schönes wohlgebildetes Kind. Da kam von dem Lärmen erweckt auch die Herrschaft herbei und erkannte in dem Zuwerflinge froh und erstaunt ihr eigenes Kind. Ausgetauscht war es gewesen gegen jenen Wechselbalg, den man seiner Ungestalt und seines häßlichen Geschreies halber der Magd zur Wartung übergeben hatte. Vergebens sah man sich nun nach dem Wechselbalge um; er war dem jungen Volke unter den Händen verschwunden.




329.
Die sieben Alten.

Nicht weit von Goßwitz ist ein Berg, „der Gössitz“ genannt. Dort befindet sich eine schauerliche Bergschlucht mit Schwarzholz dicht bewachsen, deren Inneres mit bemoosten Felsengruppen schön geschmückt ist. Dort war es, wo häufig von Verirrten und Leuten, die in das Holz gingen, gerade in der Mittagsstunde 7 vermummte Männer bemerkt wurden, wie sie im engen Kreise um einen viereckigen, bemoosten Felsenstein herumsaßen. Diese Männer hatten lange, graue Bärte, waren in tiefes Stillschweigen versunken und würfelten dabei mit ernsten Angesichten.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/199&oldid=- (Version vom 16.5.2018)