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Auch diese verwandelten sich in Gold. Davon ist das Sprüchwort entstanden, dort und anderwärts, daß man sagt, wenn einer gut bei Mitteln ist: „Der hat Spähne.“




332.
Die Vögel auf dem Ipssattel.

Unter der Benennung des großen und des kleinen Ipssattels breitet sich von Großkamsdorf nach Oberwellenborn hinunter eine ziemliche Fläche von Wiesen und Feldern aus. Dort wurden oftmals bei nächtlicher Weile langbeinige Vögel gesehen, auf denen feurige Zwerge saßen. Diese wunderlichen Reiter trieben sich in der Luft geraume Zeit im Kreise herum, und wenn sie dieses Spiel lange genug getrieben hatten, ritten sie in langen Zügen nach den Kattenkuppen und dem heiligen Berge bei Saalfeld hin und verschwanden dort in einer Höhle. Diese Vögel hatten kleine Sättel auf dem Rücken und wurden von den Zwergen mit goldenen Zäumen gelenkt. Auch bei dem Dorfe Eiba, früher Ybe geschrieben, wurde diese luftige Reiterei bemerkt.

An beiden bemerkten Stellen wurden römische Münzen gefunden. – Offenbar erscheinen die örtlichen Benennungen Ips und Ybe verwandt; die falschen Sagen-Erdiftler würden, wäre ihnen diese Kunde geworden, mit Wollust aus den langbeinigen Vögeln eitel Ibisse gezaubert, und, weil die Vögel gesattelt, einen Ibissattel aufgetischt und auf selbem ihr phantastisches Roß wacker getummelt haben.

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Bechstein: Thüringer Sagenbuch. Zweiter Band. C. A. Hartlebens Verlags-Expedition, Wien und Leipzig 1858, Seite 200. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ludwig_Bechstein_-_Th%C3%BCringer_Sagenbuch_-_Zweiter_Band.pdf/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)